Am 18.02. fand – organisiert von Konsortialpartner Business Upper Austria mit Unterstützung der Universität für Weiterbildung Krems – ein Workshop zu Daten in der Wertschöpfungskette statt. Dieser richtete sich an Entscheider:innen und Umsetzer:innen der produzierenden Industrie aller Branchen, sowie entsprechenden Handelsunternehmen. Im Fokus standen der Digitale Produktpass (DPP), Hintergründe zu technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen von „Data Spaces“ für die Datenverwertung sowie Chancen, Hindernissen und mögliche Risken der Datenökonomie.
Die rund 30 Teilnehmenden diskutierten ausgiebig. Der Fokus lag seitens der Teilnehmer:innen klar auf dem DPP.
Standardisierung & Regulatorische Unsicherheiten
Die Standardisierung des digitalen Produktpasses ist eine wesentliche Herausforderung, da bisher nur wenige Vertreter:innen von Industrie und KMU in den relevanten Gremien vertreten sind. Zudem sind die Delegated Acts noch offen, sodass derzeit unklar ist, welche spezifischen Attribute für die einzelnen Branchen gelten werden. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, Harmonisierung und Standardisierung in ihren Prozessen zu integrieren. Eine einheitliche technische Interoperabilität ist essenziell, um eine branchenübergreifende Nutzung des DPP zu gewährleisten. Ebenso müssen zertifizierbare Berichtspflichten global durchsetzbar sein.
Wirtschaftliche & Wettbewerbsbedenken
Die Umsetzung des DPP soll gemäß den Vorgaben einfach und kostenlos sein. Doch stellt sich die Frage: Wer trägt die Kosten? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass diese auf die Konsumentinnen und Konsumenten umgelegt werden. Zudem könnte der europäische Fokus des aktuellen DPP-Ansatzes dazu führen, dass Unternehmen den internationalen Anschluss verlieren und dadurch Wettbewerbsnachteile entstehen. In diesem Kontext wird der DPP von einigen als potenzielle Bedrohung für die Wirtschaftlichkeit gesehen.
Technische & Datenbezogene Herausforderungen
Eine der größten Herausforderungen ist die Fragmentierung der Daten über Wertschöpfungsketten hinweg, die durch den DPP noch verstärkt werden könnte. Es bleibt unklar, welche Granularität die Daten aufweisen müssen und wie ein branchenübergreifender Mindeststandard definiert werden kann. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie Nutzungsdaten erfasst werden können, um Aspekte wie Abnutzung oder Haltbarkeit digital abzubilden.
Akzeptanz & Mehrwert des DPP
Ein weiteres zentrales Thema ist die Akzeptanz des DPP. Unternehmen und Kundinnen haben unterschiedliche Erwartungen und Bedenken hinsichtlich der Umsetzungspflicht. Der Mehrwert des DPP bleibt umstritten: Ist er ein echter Fortschritt oder lediglich die Digitalisierung analoger Prozesse? Der derzeit geringe Leidensdruck führt dazu, dass viele Unternehmen abwarten und die Umsetzung des DPP noch nicht aktiv angehen.
Organisatorische & Implementierungsfragen
Die praktische Umsetzung des DPP wirft viele Fragen auf: Wie werden Kund:innen in die Informationskette eingebunden? Wo liegt die Verantwortung innerhalb eines Unternehmens? Es besteht ein Bedarf an einem Service-Ökosystem, das die zusätzlichen Anforderungen an die Datenerhebung unterstützt. Zudem muss die Monetarisierung der Daten berücksichtigt werden, um neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen.
Transformation und Digitalisierung als Chance
Ein weiteres Schwerpunktthema war die Transformation des Produktportfolios. Durch neue digitale Geschäftsmodelle können Nebenprodukte an Bedeutung gewinnen und effizientere Produktions- sowie Vertriebswege erschlossen werden. Zudem wurde die Bedeutung von Datenqualität und Standardisierung hervorgehoben. Nur valide und einheitlich strukturierte Daten ermöglichen eine effektive Nutzung und Monetarisierung.
Fazit
Der Workshop hat deutlich gemacht, dass der DPP sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringt. Während regulatorische Unsicherheiten, wirtschaftliche Risiken und technische Hürden bestehen, bieten sich durch die Digitalisierung und Standardisierung auch neue Möglichkeiten zur Optimierung und Monetarisierung von Daten. Der Austausch zwischen Unternehmen, Industrieverbänden und politischen Akteur:innen ist essenziell, um tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Wir danken allen Teilnehmenden für die wertvollen Diskussionen und freuen uns auf den weiteren Dialog zur Zukunft des digitalen Produktpasses.